Die These, nach der es sich bei dem Fluß Duna, an dessen Rheinmündung
die Nibelungen laut der Thidrek-Saga den Rhein überqueren,
um die heutige Dhünn handelt, geht auf den Nibelungenforscher
Heinz Ritter-Schaumburg zurück. (Die Nibelungen zogen nordwärts, Ritter-Schaumburg)
Er sieht in der altnordischen Thidrek-Sage die authentischere
und dem ursprünglichen Stoff der Sage näherstehende Schrift.
Darin folgt er einem Hinweis Rudolf Steiners, demnach
die altnordische Version erst den Hintergrund für das Verständnis
des deutschen Nibelungenliedes liefert, vor allem hinsichtlich
der unterschiedlichen Rolle und Bedeutung Brunhilds.
Wie der Nibelungenhort
zum Bayer-Konzern wurde
Der Name der Nibelungen verweist auf ihre Herkunft aus dem Nebel. Nebelinge sind sie. Aus dem Ungeteilten
kommend. Niflheim wurde in der germanischen Mythologie das Reich des Nebels und des Dunkels im Norden genannt.
Im Nebel sind die Grenzen der Elemente aufgelöst, Wasser und Luft nicht getrennt. Eine Teilung ist nicht vollzogen und steht noch bevor.
Der König der Nibelungen, Herrscher eines Reiches von Zwergen und Riesen, hinterlässt seinen beiden Söhnen den Nibelungenschatz. Doch sie vermögen ihn nicht zu teilen
Was hat es mit der Teilung des Schatzes auf sich, die weder den beiden Söhnen noch dem von ihnen herbeigerufenen Siegfried gelingt?
Warum war der Schatz, obschon als konkrete, zählbare Menge angegeben, nicht aufzuteilen?
Der Nibelungenschatz befindet sich in einem Berg, er gehört dem Unsichtbaren an. Zugleich deutet der Umstand, dass die beiden Brüder ihn nicht zu teilen vermochten und Siegfried auch nicht,
auf ein Geheimnis immaterieller Art hin, für das der Schatz steht oder das mit ihm verbunden ist.
Das Gold, als Metall astrologisch der Sonne zugeordnet, ist festgewordenes Licht. Das hebräische Wort für Licht – Or אור erscheint im lateinischen Aurum - Gold. Es erscheint auch in der Aurora, der
Morgenröte. Dem entsprechend ist das deutsche Wort Gold verwandt mit Glut.
Zu den Eigenschaften des Goldes gehört, dass es mit gewöhnlichen Mitteln chemisch nicht teilbar ist. Säuren können ihm nichts anhaben, anders als dem Eisen, das sich im Wetter zu Rost
umwandelt, oder dem Kupfer, das zu Grünspan wird. Nur das Königswasser, eine Mischung aus drei Teilen Salzsäure und einem Teil Salpetersäure, vermag Gold aufzulösen. In der Alchemie wurde es
als der Grüne Löwe dargestellt, der in die Sonne beißt.
In der mittelalterlichen Tafelmalerei bildete das Blattgold den Hintergrund, den Goldgrund. Es stand für den Himmel, geschaut als das Wirkende aller Erscheinung, strömendes Gold.
Quelle des Lichts. Das Licht strömt, es fließt. Im Rheinland nennt man eine spärliche Beleuchtung en drüh Leecht – ein trockenes Licht.
Wie mit dem Licht ist mit dem Gold ein Strahlen und Fließen verbunden. Im sakralen Bereich ließ es das Heilige erstrahlen und einst garantierte es Wert und Fluss des Geldes.
Im Horten, im gestauten Gold liegt der Fluch des Goldes.
Das Gold im Fluss ist das Rheingold.
Der Rhein bereinigt, indem der gehortete Schatz dem Strom überantwortet wird.
Dies ist eines der Themen der Nibelungensage.
Das Gold der Nibelungen, aus dem Nebelreich hervorgehend, ist das fließende Licht der Goldenen Morgenröte, der Aurora, die den Nebel teilt.
Die Söhne Nibelungs vermögen es nicht zu teilen, weil sie es horten wollen. Als Gehortetes aber kann es nicht fließen.
Es ist wie das Ich, das aus der Beziehung zum Du entsteht, Martin Buber das man auch
nicht haben, sondern nur leben kann. In der Geschichte vom brennenden Dornbusch, der brennt und doch nicht verbrennt, kommt dies zum Ausdruck. 1. Moses, 3,2
Über das Unvermögen Siegfrieds, den Schatz für sie zu teilen, geraten die Brüder in Zorn, schließlich fallen sie über ihn her. Er erschlägt beide und danach zwölf Riesen, die ihn ebenfalls
angreifen. Zuletzt muss er sich gegen den Zwergenkönig Alberich zur Wehr setzen, der von König Nibelung als Hüter des Schatzes eingesetzt worden war. Nur mit Mühe bezwingt Siegfried den
Alben, denn Alberich trägt einen Nebelmantel, der ihn unsichtbar macht.
Er fesselt Alberich und lässt ihn Gefolgschaft schwören. Nun ist Siegfried der Besitzer des Schatzes und der Herrscher der Nibelungen.
Das Gold wird im späteren Verlauf der Sage von Hagen, der eigentlich der Wächter des Fließens der Zeit ist, wieder in den Rhein versenkt.
Die erste und grundlegende Teilung, der Beginn der Schöpfung, ist die Teilung von Himmel und Erde, sie ist die Teilung von Innen und Außen, von Oben und Unten. Im Anfang schuf Gott
den Himmel und die Erde, heißt es in der Genesis.
Der eine Sohn des Nebelkönigs heißt, wie sein Vater, Nibelung, der andere Schilbung. Jacob Grimm verweist bei Letzterem auf die Verwandtschaft des Namens zu
dem eines Schwertes der germanischen Mythologie, Skilvingr, dem die indogermanische Wurzel skel – spalten, durchschneiden zugrunde liegt. Begriffe
wie Skalpell, Skalp oder abschilfern zeugen noch von der Bedeutung des Wortes. Demnach steht der eine Sohn für den Nebel, der andere für die Spaltung.
Was verbindet Nebel und Spalt?
Ein Gegensatz, der an den Augenblick denken lässt, da die Nacht weicht und der erste helle Streifen am Horizont das Dunkel in ein Oben und Unten scheidet.
Wenn es in der Genesis heißt Es ward Morgen, es ward Abend, erster Tag, so klingt dieser Inhalt im Urtext an:
Das hebräische Wort für Abend - erev – ערב bedeutet Vermischung.
Der Abend vermischt die Unterschiede. Der Morgen trennt das während der Nacht Vermischte, wenn aus dem Nebel der Nacht, dem ungeteilten Dunkel das erste Licht hervorbricht.
So repräsentieren die beiden Söhne Nibelungs Nacht und Morgen. Im Tierkreis entsprechen sie den Phasen Fische und Widder, den Zeichen des Tagesanbruchs und des Frühlingsanfangs, und
deren Planeten Neptun und Mars.
(...) Textauszug
Bei dem Loch
Im deutschen Nibelungenlied wird der Hort von Hagen im Rhein versenkt. Dort heißt es:
Die wile hete Hagene den grozen hort genomen / er sancten da zem loche allen in den Rin
Nibelungenlied, Handschrift C:1152
Derweil hatte Hagen den großen Hort genommen. Er versenkte bei dem Loch alles in den Rhein
Der Wortlaut bei dem Loche führte zu Mutmaßungen, die den versenkten Schatz aufgrund der Nähe zum oberrheinischen Worms bei der Stadt Lochheim am Rhein verorteten.
Für die althochdeutsche Erwähnung eines Ortes, der am Rhein bei dem Loche sei, kommen jedoch, vor allem angesichts der frühen Ortsnamen der Thidrek-Sage, andere und ältere
etymologische Herleitungen infrage als das germanische Loch im Sinne einer Höhle, einer Lücke oder einer Untiefe.
In der Eifel und im Rheinland sind viele vorgermanische, keltische Wurzeln von Ortsbezeichnungen und Ortsnamen präsent. Das Wort Loch leitet sich hierbei, ähnlich dem
schottisch-irischen Loch, aus einem keltischen Wort für See, Sumpfgebiet oder Auwald ab. Die mehr oder weniger stillen Arme des einst
breitgefächerten Rheins wurden - wie auch andere stille Gewässer - im Mittelfränkischen Lach genannt. Rheidter Lach heißt ein Altarm des Rheins bei Rheidt südlich von Köln.
Ein Lacher Hof findet sich in der Nähe Leverkusens. Der Laacher See und das Kloster Maria Laach sind Beispiele, ebenso das
Wort Lache oder das lateinische Lacus für See im Allgemeinen.
Die Formulierung bei dem Loche setzt zudem die Kenntnis oder Erwähnung dieses Loches voraus, indem sie bei dem Loche und nicht allgemein bei
einem Loche sagt. Sie dürfte sich also auf einen bestimmten, an anderer Stelle des Liedes genannten Ort beziehen, auf den verwiesen wird.
Ein solcher Ort stellt die von Ritter-Schaumburg geschlossene Stelle der Rheinüberquerung der Nibelungen bei Leverkusen-Manfort dar.
Im Gebiet des heutigen Leverkusens verlief der Rhein einst flach und weit gefächert, mit kleineren Flußnebenläufen, Prielen, Seen, Sümpfen, Auwäldern und Lachen, mithin der
keltischstämmigen Wortbedeutung von Loch entsprechend.