VO M   B I L D   D E S   T I E R E S 

 

 

Bei einer Fernsehsendung über Sokrates wurde der Begriff "Objekt" mit dem Wort "Sache" umschrieben.

Die Selbstverständlichkeit, mit der dies geschah, rührt aus der lange eingebür­gerten Übereinkunft im Umgang mit diesem Begriff, indem man z.B. Wissen­schaft für objektiv hält, weil sie sachbezogen ist, oder man zur Sachlichkeit ruft, wenn eine Diskussion "emotional" wird.

Auch die Gleichsetzung von Realität und Wirklichkeit oder von rationalem und logischem Denken gehört hierzu.

Gerade in diesem Zusammenhang wird aber der Geist, der in einer solchen Um­schreibung zum Ausdruck kommt, offenkundig, denn da eine Sache immer etwas Verfügbares ist, das gleichsam zur Verwertung bereitsteht, ist in Wahrheit nicht mehr vom Objekt, als dem in den Gestalten Entgegenkommenden, die Rede, sondern von einer Projektion des Subjektiven bzw. seiner Verwertungs-ansprüche auf das Objekt.

Wenn diese Projektion aber allgemein für das Objekt gehalten wird, so tritt dem Menschen anstelle des Objektes seine eigene Subjektivität entgegen, die nunmehr überpersönlich erscheint.

 

Sie braucht sich nicht mehr auf die eigene Person zu beziehen, weil sie zur Orientierung geworden ist.

Sie ist neutral, indem sie grundsätzlich ist.

Ein Stuhl wird nicht mehr als Gestalt erkannt, die gegebenenfalls den eigenen Zwecken dient, sondern er wird nur noch als Zweck wahrgenommen (Form-Funktionsgleichung).

Er ist versachlicht

Nimmt jedoch ein überpersönlich erscheinendes Zweckdenken die Stelle einer Orientierung ein, dann ist sich das Zweckdenken selber zum Zweck geworden.

Als solches muß es dauernd seine eigene Notwendigkeit schaffen. Ähnlich einem Tumor hat es sich verselbständigt. Dies ist das Wuchern im Unterschied zum Wachsen.

 

Merkwürdig ist, daß dies in Berichten über die Funktionsweise heutiger Kon­zerne genau so formuliert wird: "Der gemäßigte Kapitalismus, den sie (die Ame­rikaner) uns bescheren, ist weithin entpersönlicht. Wirtschaftliche Entscheidungen werden nicht mehr... wie früher von einzelnen Finanzpoten­taten getroffen, sie bilden sich vielmehr im Zusammenwirken verschiedener Kräfte, Antriebe und Marktgegebenheiten heraus. Kritiker und Interpreten be­fassen sich denn auch immer weniger mit dem Problem, wie man allzu mächti­ge Industriegewaltige im Zaum halten kann, sondern damit, wie die von Managern repräsentierte Wirtschaftsmacht gebändigt werden kann, vor allem aber mit der Frage, welches ihre eigentliche Quelle sei." (G.Herm "Amerika erobert Europa", 1964).

 

Der Manager als die moderne Ausgabe des Wucherers. Sein Wuchern bezieht sich jedoch nicht mehr auf seine Person, er ist Organ des allgemeinen Wucherns.

 

Begreift man das Subjektive als "das Tier", dann ist die Subjektivität, die im Zweckdenken bzw. in der Wissenschaft zur Orientierung wird, das "Bild des Tieres".

Von einem solchen Bilde und von seiner Verselbständigung handelt eine Stelle in der Johannes-Offenbarung: "Es (das Tier) verführt die Bewohner der Erde durch die Zeichen, die vor dem

(ersten) Tier zu vollbringen ihm gegeben wurde, und es fordert die Erdenbe­wohner auf, ein Bild zu fertigen für das Tier ,und es wurde ihm gegeben, dem Bild des Tieres Lebensgeist zu verleihen, so daß das Bild des Tieres sogar redete und bewirkte, daß alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet wurden." (Johannes-Offenbarung 13/14)

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Was sich darin äußert, ist die Projektion des Subjektiven, das Scheingeistige, das zu reden begonnen hat, gemäß Bild des Tieres, dem Leben eingehaucht wurde.

Symbolisch kann für die Projektion der Verwertungsansprüche auf das Objekt und deren Verselbständigung das Verhältnis Europa-Amerika gelten.

Als das Zweckdenken hervortrat und die Kaufleute an die Macht gelangten, da wurde auch Amerika entdeckt.

Mit der Verselbständigung des Zweckden­kens in der Aufklärung verselbständigte sich kurz vor der Französischen Revo­lution auch Amerika. Daß es heute führend ist, hängt damit zusammen, daß sich in ihm das Methodische schlechthin verkörpert.

 

Eine Parallele ergibt sich zu der Entwicklung Preußens von einer säkularisier­ten Ordenskolonie zum rationalistischen Militärstaat mit Führungsanspruch; wobei sich die Frage stellt, welche Bedeutung die Kartoffel hat, da sie aus Amerika eingeführt und von Preußen aus angebaut wurde.

Die Verbreitung des Rationalismus ging einher mit der Verbreitung der Kartoffel.

Offenbar hat der vom Zweckdenken okkupierte Uranus, wie er in der Aufklä­rung erscheint, einen Bezug zu dieser Knolle, denn auffällig viele Wassermann-Geborene, so auch jener Preußenkönig, der sie zwangsweise anbauen ließ, zeigen eine Vorliebe für die Kartoffel, was umso merkwürdiger ist, da sie unter der Erde gedeiht.

In diesem Zusammenhang kann  auch die verfeinerte Form des Rationalismus in Rußland und die dortige Kultivierung des Kartoffelschnapses betrachtet werden.

 

 

 

aus Astrologiezeitung für die Münchner Rhythmenlehre,

 

Nr. 8, April 1989, herausgegeben von Verena Franke

 

(c) herbert weiler, 1989