Person
pharsufo
Das Wort Person ist aus dem Lateinischen ins Deutsche gekommen. Die Ableitung des Begriffs bleibt dortselbst jedoch unklar. Naheliegend ist die Übernahme aus dem Griechischen des Neuen Testaments, von Prosopon -Angesicht, Mensch, Person.
Diese Bedeutung von Antlitz oder Angesicht korrespondiert mit einer anderen These der Herkunft, nach der das Wort vom etruskischen phersu abstammen soll, das sich auf das Tragen einer Maske bezog und das auf Wandmalereien als Eigenname einer maskentragenden Figur der Unterwelt erscheint. Entsprechend findet das Wort im antiken römischen Theater Anwendung, wo es sich auf die Rolle und Maske der Schauspieler bezog.
In diesem Zusammenhang wurde Persona nachträglich auch als von lateinisch per-sonare - hindurch-tönen etymologisiert bzw., interpretiert, demnach die Stimme des Schauspielers durch die Maske hindurchtönt und mitunter durch bestimmte Trichter verstärkt wurde.
Diese Interpretation erscheint jedoch konstruiert und wenig sinnfällig, da die Bedeutung des per als durch etwas hindurch bereits von einer grundlegenderen sprachlichen Bedeutung abzuleiten ist, wie sie in der griechischen Etymologie des Begriffs aufscheint, wo sie mit der Unterscheidung von Subjekt und Objekt verbunden ist - Person ist, wer ein Angesicht hat und wer das Angesicht des anderen erkennt. So sind in den frühantiken griechischen Schriften Homers nur Menschen und Götter mit dem Begriff der Persona bedacht, nicht hingegen Tiere.
Eine entsprechende Deutung fasst das Wort als Substantiv des Verbs perzonae - umgürten auf, welches von dem griechischen Zonë -Gürtel abgeleitet sei, dass dann allgemein die Begrenzung eines Bestehenden bezeichnete. Das Außen eines Inneren.
Die griechische Etymologie des Wortes geht indes, wie etliche griechische Begriffe, so auch Mythos, auf eine aramäisch/hebräische Herkunft zurück, in diesem Falle auf das aramäische Wort für Person -pharsufu, sowie auf das hebräische Äquivalent parzuf - פרצוף , welches neben Person, Gestalt auch eben die Bedeutung von Angesicht enthält. In der lurianischen Kabbalah werden die Sechs Parzufim genannt, die sechs Gesichter Gottes. Im heutigen Neu-Hebräisch hat der Begriff eine pejorative Note, ähnlich wie das französische Visage im Deutschen.
Auch die aramäisch- hebräische Wurzel pr -פר gibt hierbei ein Wortfeld an, das sich auf die Polarität und damit auf die Begrenzung von Innen und Außen bezieht:
Die Umgürtung -
Garten פרדס =pardes (Paradies),
der Rand, Umgrenzung, die Peripherie - פרבר-parbar.
Einzelheit, Einzelner - פﬧט- prat .
Auch die sich aus der Grenze ergebende Mittlung: פרק-perek - Gelenk, Glied.
Das lateinische per für durch, dürfte sich über das griechische pera hiervon herleiten.
Das Wortfeld betrifft die Polarität von Peripherie und Zentrum, von Innen und Außen. Und deren Begegnung.
Es ist das Prinzip des Zeichens Wassermann.
Wolfgang Döbereiner weist in seinem Buch über die Astrologisch definierbaren Verhaltensweisen in der Malerei auf die Bilder der Wassermann-Maler hin. Es ist immer wieder das Angesicht, das bei den Wassermann-Malern aus dem Bild herausschaut.
Das Du, das der im Wassermann geborene Martin Buber neben dem Ich als das Grundwort der Person bezeichnet. Martin Buber, Ich und Du.
Unter den Malern sind Fernand Leger, Edouard Manet oder Henri Rousseau anschauliche Beispiele, ebenso unter den zeitgenössischen - Georg Baselitz, Gerhard Richter oder Sigmar Polke.
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Ein anderes hebräisches Wort für Gesicht - panim - פנים, weist auf den gleichen Stamm wie die Begriffe Oberfläche oder Begrenzung. Zu diesem Wortfeld gehört auch Sinn, Bedeutung oder Inhalt. Das Gesicht als das Sichtbare, sich Äußernde eines Inhalts, eines Subjekts.
Das Wort findet sich gleich zu Beginn der Genesis, wo es im hebräischen Urtext wörtlich heißt: ... und der Geist Gottes schwebte über dem Angesicht der Wasser - we ruach elohim merachepet al pnei hamaim.
Anders als in den geläufigen Übersetzungen, wo es meist nur heißt, ... schwebte über den Wassern...., spricht der Text wörtlich vom Angesicht der Wasser.
So auch in der Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig: Finsternis über Urwirbels Antlitz . Braus Gottes schwingend über dem Antlitz der Wasser.
Es liegt eine Beziehung darin, dass die Dinge ein Angesicht haben. Sie sind ein Gegenüber.
Das hebräische Wort für Mensch: enosch.
Es basiert auf dem Wort ani - ich.
Der Plural aneschim - Menschen, Personen, bedeutet damit wörtlich übertragen: die Ichheiten, die Ich-Wesen.
Daher heißt es in der Weisung der Nächstenliebe: ... kamocha .... denn er ist wie du.
Er ist Person - ein Ich wie Du.
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(c) Herbert Weiler 2015
Der Essay findet sich in
dem Buch:
© H e r b e r t A n t o n i u s W e i l e r