Der Schriftsteller Michel Houellebecq zur Französischen Revolution:
Was allerdings auch erstaunt, ist die monströse Grausamkeit der französischen Revolutionäre.
Man kann verstehen, wenn Joseph de Maistre die Französische Revolution als eine vollständig satanische Veranstaltung ansieht.
Alle vier oder fünf Seiten bei Lamartine werden auf Lanzen aufgespießte abgeschlagene Köpfe herumgetragen. Und ohne Unterbrechung diese abscheulichen Geschichten .....
Da sind die abgeschlagenen Köpfe, die man zum Kegeln benutzte. Die Kinder, die ihren Eltern das Grab schaufeln mussten.
Wiederholte Szenen, in denen der Helfer des Henkers einen von der Guillotine herabgefallenen Kopf zurückholt, um ihn unter den Anschuldigungen des Publikums zu ohrfeigen.
Neben den französischen Revolutionären erscheinen die Menschen des „Islamischen Staates“ beinahe zivilisiert.
aus Michel Houellebecqs Rede anläßlich der Verleihung des Frank-Schirrmacher-Preises am 26.9.2016
Joseph de Maistre, geboren am 1. April 1753, war ein prägnanter Kritiker der Aufklärung und ihrer Vertreter wie auch der Franzöischen Revolution.
Lockes Rationalismus etwa war in seinen Augen ein auf subjektivistischem Nutzdenken aufbauender Zirkelschluss. Statt an eine dadurch bedingte Emanzipation zu glauben, sah er vielmehr die Freiheit des Einzelnen gefährdet, in einem Staat, der auf der Grundlage eines subjektivistischen Pragmatismus basiert.
De Maistre prognostizierte einen Zwang dem der Einzelne ausgesetzt sei, wenn der Rationalismus zum Imperativ des Kollektivs würde. Dieser letztlich rigider und beklemmende als in der von ihm verteidigten Monarchie: ein Sachzwang der Verwaltungsorgane und eine Herrschaft der Meinungsmedien.
Demokratie hielt er nur in überschaubaren Verbänden für möglich, in denen mehr oder weniger jeder einen jeden persönlich kennt und daher weiß, mit wem er es zu tun hat.
Politisch-ideologische Heilsverkünder und Charismatiker, wie sie nach der Französischen Revolution in der Person Napoleons auftraten, oder nach der Weimarer Republik in Deutschland, können hierbei kaum gedeihen. Ein gewachsenes, föderatives es Gemeinwesen, ein Verband aus Verbänden, wie er bei der Entstehung der Demokratie in der griechischen Polis bestand, könnte dies eher gewährleisten.
Möglicherweise ist dies der Grund, warum das isländische Althing das älteste bestehende Parlament darstellt: bei einer Landesbevölkerung deren Zahl heute die einer kleineren deutschen Großstadt nicht übersteigt, ist das politische Geschehen weitgehend von der persönlichen Bekanntschaft getragen.
Der österreichische Schriftsteller Josph Roth setzte sich in den 1930er Jahren aus ähnlichen Gründen für die Wiedereinführung der Monarchie unter Otto von Habsburg ein. Eine Monarchie erschien ihm eher als eine Republik immun gegen den Nationalsozialismus zu sein und in der Lage, den gefürchteten Anschluß Österreichs an den deutschen NS-Staat abzuwenden.
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