Die Beinahe-Katastrophe
- Auf der Internetseite der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA erschien am 23. Juli des Jahres 2014 ein Bericht zum Jahrestag des ungewöhnlich heftigen Massenauswurfs der Sonne, der zwei Jahre zuvor beobachtet worden war. Bei solchen Ereignissen entstehen auf der Sonnenoberfläche teils mehr als 100 000 Kilometer weit reichende Fontänen aus herausgeschleuderter Sonnenmasse. Der naturwissenschaftlichen Neigung zur Kategorisierung folgend wird das Phänomen international als CME bezeichnet, coronal mass ejection.
Die Massenauswürfe der Sonne gehören zu der, periodisch, alle 11 Jahre auftretenden verstärkten Sonnenaktivität. >>
Kommt es zu einem solchen Ereignis und die Erde liegt im Orbis des Sonnensturms, wird diese zunächst von einer verstärkten ionisierenden Strahlung getroffen, gefolgt von einem Strom energetischer Teilchen, die den Funkverkehr erliegen lassen. Erst ein oder eineinhalb Tage später trifft die CME, die ins All geschleuderte Sonnenmasse ein.
Das Auftreffen dieser Masseteilchen auf das Magnetfeld der Erde induziert Ströme und Entladungen, die jegliche elektrische Maschinerie stören und zerstören können.
- Der betreffende Massenauswurf zwei Jahre zuvor, vom 23. Juli 2012, war von außergewöhnlicher Intensität, vergleichbar dem 150 Jahre zurückliegenden Carrington-Ereignis. Damals waren Nordlichter in Süditalien zu sehen gewesen und es war zur Überladung des gerade erst erfundenen Telegraphennetzes gekommen, so heftig, dass sich die Papierstreifen der Morsestationen durch Funkenschlag entzündeten.
Der nun beobachtete Sonnensturm hatte die Erde indes nur knapp verfehlt, als er auf deren Umlaufbahn eintraf. Neun Tage zuvor, lautete es, wäre sie im Zentrum der Wucht des Massesturms gewesen. Man stellte Diagramme auf, um die zu erwartenden Schäden zu veranschaulichen und die elektronische Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit der zivilisatorischen Institutionen aufzuzeigen, die ausfallen würden. Einige prognostizierten einen globalen Stromausfall für ein Jahr, dessen Nachwirkungen sich auf etliche Jahre bis Jahrzehnte erstrecken würde, wenn nicht länger.
- Nun unterscheidet sich eine tatsächlich geschehene Katastrophe nicht graduell von einer beinahe stattgefundenen, sondern kategorisch: Das entsprechende Ereignis ist nicht geringfügiger oder kleiner auf einer Skala katastrophaler Ereignisse - es ist keine Katastrophe. Das Ereignis besteht nur in der gewähnten Bedrohung des Subjekts.
- Im Falle der Sonnenstürme ist die Wahrnehmung dieser Bedrohung zudem an die spezifische, technische Beschaffenheit der Erkenntisgewinnung gebunden: Ein Sonnensturm, der die Erde um eine Woche verfehlte, konnte überhaupt nur mit modernen elektronischen Messgeräten und Satelliten bemerkt werden.
Zugleich ergibt sich die Bedrohung, die von einer solchen Masseneruption der Sonne ausgeht ebenfalls nur aus der modernen elektronischen Vernetzung und der entsprechenden Abhängigkeit, die sie dem Individuum beschert. Wenn ein solcher Massenauswurf von Sonnenmaterie die Erde früher getroffen hätte, wäre die Zivilisation der vergangenen Jahrtausende nicht davon beeinträchtigt gewesen, weil er schlicht nicht bemerkt worden wäre. Es gab keine elektrotechnische Vernetzung, die hätte zusammenbrechen können.
- Das führt zu der sonderbaren Situation, dass die Erschaffung der technischen Voraussetzung, die die Beobachtung der Bedrohung ermöglicht, zugleich der Grund der Bedrohung ist.
Es wird also im NASA-Artikel anhand des elektronischem Instrumentariums eine Bedrohung veranschaulicht, die letztlich ohne dieses gar nicht bestehen würde.
- Kann man so sagen. Astrologisch muss sich das Bedrohungsgefühl anhand des sechsten Hauses zeigen, dort, wo das Schicksal auf die Befindlichkeit und das Beharren des Subjekts trifft.
- Im Tageshoroskop des Artikels steht der Uranus im Widder im sechsten Haus, in Opposition zum Mars am Aszendenten, der als Herrscher von Haus sieben gleichsam die Bedrohung von außen, im Sinne einer agressiven Aufhebung der Bedingungen, anzeigt.
Near Miss: The Solar Superstorm of July 2012 >>
Bericht in Nasa Science vom 23. Juli 2014, Tageshoroskop, Washington D.C
- Der Sommerverbund geht mit Krebs, Löwe und Jungfrau in den vierten Quadranten. Mit Verbundsherrscher Mond und dem Herrscher des Endzeichens in Haus Neun holt er etwas heraus, das noch vor der Zeit steht, um es zu veranschaulichen, es zu einer Betrachtung zu machen.
- Mit dem Zeichen Löwe auf der Mittagshöhe des 23. Juli geht es hierbei eigentlich um die eigene Bewegung, um die Bestimmung des Individuums, die im Widerspruch zum Bestimmenden des Sozialen steht.
- Anhand der Stellung des Sommerverbundes erweist sich damit im Hintergrund des Artikels ein anderes Motiv, als das der Sorge und Warnung. Ähnlich wie bei einschlägigen Katastrophenfilmen ist es die geheime Hoffnung und der Ausblick auf eine Befreiung des Einzelnen aus den Zwängen der Umstände und den Regelungen des sozialen Geflechts. Es ist die Hoffnung auf eine Welt ohne die Enge der Perfektion der Technik F.G.Jünger, ohne Twitter u.ä. , Mobilfunk, Internet und Massenmedien.
- Die für einen Sonnensturm charakteristische Verbindung von Sonne und Uranus ist im Horoskop durch die Rückseite Pluto - Uranus gegeben. Mit dem Pluto in Haus drei im Steinbock und dem Merkur gegenüber geht es um die Zwänge der sozialen Verrichtungen, die mit dem Uranus in Haus sechs im Widder aufgehoben werden sollen - und dies - mit dem Mars als Herrscher des Deszendenten am Aufgang, in Opposition zum Uranus und im Quadrat zum Pluto - in aggressiver Weise als Bedrohung von Außen.
- Das Thema kommt elf Jahre später in den Medien verstärkt auf, da im Jahre 2023 der Pluto mit Eintritt ins Zeichen Wassermann in Opposition zur Sonne des Ereignisses auf 1 Grad Löwe steht - auf der Janus-Achse. Hinzu kommt, dass der Elfer-Rhythmus dem Elf-Jahres-Zyklus der Sonnenaktivität entspricht.
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(C) Herbert Antonius Weiler, Mai 2023
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