Der Nibelungenhort und die Stadt Leverkusen
Die Giftmülldeponie am Rhein
Von Osten aus dem Bergischen Land kommend münden, von Köln aus nicht weit flussabwärts, die Flüsse Dhünn und Wupper in den Rhein. Heute fließt die Dhünn kurz vor deren Rheinmündung der Wupper zu, früher hatte sie jedoch einen eigenen Zufluß zum Rhein, ein Stück weiter südlich. Die Mündungen lagen so nahe beieinander, dass alte Landkarten immer wieder ein unterschiedliches Bild zeigen – mal bilden die Flüsse ein Delta, meist fließen sie getrennt dem Strom zu. Bevor man im vorvergangenen Jahrhundert die Flüsse einhegte und die Dhünn der Wupper zuführte, änderten sie oft ihren Lauf. Dementsprechend häufig war die Gegend überschwemmt. Der Rhein war hier einst so flach, dass er eine Furt bildete, der Name des Ortes Manfort, heute ein Stadtteil von Leverkusen, rührt daher.
Anhand des früheren eigenen Zuflusses der Dhünn zum Rhein entwarf der Nibelungenforscher Heinz Ritter-Schaumburg seine Theorie, nach der die Nibelungen aus der Eifel stammten und auf ihrer Reise nach Soest, wo die westfälischen Hunen unter König Attala ansässig waren, bei der Furt von Manfort den Rhein überquerten.
Im Nibelungenlied heißt es, dort wo die Duna in den Rhein mündet, habe die Überquerung stattgefunden. In der Germanistik ging man stets davon aus, dass die Donau gemeint sei, die freilich nicht in den Rhein mündet. Dies schrieb man Textverwerfungen oder lyrischer Verdichtung zu. Nach der Theorie Ritter-Schaumburgs ist jedoch mit der Duna die Dhünn gemeint, die einst bei der Furt von Manfort in den Rhein mündete. Er untermauert seine Überlegungen zu der Herkunft der Nibelungen aus der Eifel, ihrem Zug über den Rhein bei Manfort und ihre Ankunft in Soest am Hofe König Atalas mit zahlreichen etymologischen als auch textanalytischen Belegen. Als die ältere und verlässlichere Quelle zum Geschick der Nibelungen zieht er dabei die altnordische Thidrek-Saga heran, deren betreffende Textteile gleichwohl einige Unterschiede zum süddeutschen Nibelungenlied aufweisen. So versenkt in der Thidrek-Saga Hagen den geraubten Nibelungenhort nicht im Rhein, sondern versiegelt ihn in einer Höhle im Wald, nicht allzuweit vom Hofe Atalas entfernt.
Anders im deutschen Nibelungenlied. Dort heißt es, Hagen habe den Schatz bey dem Loch versenkt. Dies führte, entsprechend der konventionellen oberrheinischen Zuordnung der Nibelungengeschichte, zu Mutmaßungen, der Schatz sei bei Lochheim, nördlich von Worms, dem Rhein übergeben worden.
Tatsächlich liegt jedoch in der Ortszuweisung bey dem Loch ein weiterer Hinweis auf jene Gegend bei Leverkusen-Manfort, wo Dhünn und Wupper einst getrennt in den Rhein
mündeten.
Dort, wo damals beidseitig, jedoch vor allem östlich des Rheins, ein breiter Fächer schmaler Flussnebenläufe, kleinerer Fließgewässer, Seen, Sümpfe, Sandbänke und stiller Flussarme das Bild der
Landschaft am Strom prägten.
Alte Flussarme wie auch Seen und stehende Gewässer überhaupt wurden in der rheinischen Sprache Laach genannt. So findet ich ein Stück weit rheinabwärts von Manfort, bei Monheim der Laacher Hof, südlich von Köln, bei der Ortschaft Rheidt, heißt ein stillgelegter Rheinarm Rheidter Laach. Bekannt ist der Laacher See in der Eifel mit dem Kloster Maria Laach.
Es ist mithin zu vermuten, falls man Ritter-Schaumburgs Theorie voraussetzt, dass der Text ursprünglich in der damaligen Hochsprache des mittelfränkischen Rheinlandes, dem Ripuarischen, verfasst war. Und dass die Wendung bey dem Loch im süddeutschen Nibelungenlied ein Missverständnis darstellt. Dass es nämlich im ursprünglichen Text gelautet haben mag, bey dem Lach, zumal bei der Übertragung alter Texte hinsichtlich der Vokale allgemein Unklarheit herrschte.
Bei dem Lach und nicht etwa, wie bei einer anonymen Stelle zu erwarten, bey einem Lach, hat es dann geheißen, weil die Laach bei Manfort gemeint war, jene Stelle am Rhein, die im weiteren Hergang des Liedes bei der Überquerung des Stromes erwähnt wird. Möglicherweise war der See gemeint, bei dem, der Schilderung nach, Hagens nächtliche Begegnung mit zwei Wasserweibern stattfand.
Folgt man dieser Überlegung, so wurde der Nibelungenhort von Hagen in einem der stehenden Gewässer oder stillen Flussarme bei den Dhünnauen am rechten Rheinufer versenkt.
Dies ist der Ort, an dem im neunzehnten Jahrhundert die Ultramarin-Fabrik des Carl Leverkus entstand. Deren Liegenschaften, Anlagen und Arbeitersiedlungen wurden später von der Firma Bayer übernommen, die dann zu einem der größten und in der Folge, seit der Übernahme des US-Konzerns Monsanto, zum größten Chemiekonzern der Welt wurde. zum Zusammenhang von Nibelungenhort und Chemiestandort: Wie der Nibelungenhort zum Bayer-Konzern wurde >>
Seit dem Monsanto-Kauf im Jahre 2016 hat Bayer allerdings heftige Kritik und beträchtliche Einbußen hinnehmen müssen. Monsanto ist ein führender Konzern der umstrittenen Gentechnik und wird derzeit in den USA wegen des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, das sich zusehends als krebserzeugend erweist, aufgrund von Schadenersatzklagen, deren Ende noch nicht abzusehen ist, zu Zahlungen in Millionenhöhe verurteilt.
Nun wurde zu Beginn des Jahres 2019 bei der Sanierung der maroden Leverkusener Brücke, deren Stützen rechtsrheinisch in den Dhünnauen verankert sind, die größte Giftmülldeponie Europas - wie es gelegentlich heißt - zum Thema. Deutschlandfunk: Bayers giftiges Erbe >>
Über 50 Jahre, seit 1923, hatte Bayer hier giftige Rückstände vergraben und vermeintlich im Boden versiegelt. Es wurden schließlich Siedlungshäuser über der Giftdeponie errichtet. Irgendwann wurde ruchbar, dass die Versiegelung nicht hält und welche Wirkung von dem unterirdischen Gift ausgeht. Zunächst ermahnte man die Bewohner, sich nicht mehr in ihren Gärten zu betätigen oder sich dort aufzuhalten. Später bot man den Leuten neue Wohnungen an und und riss die gesamte Siedlung ab.
Die Stadt und ihr Name gehen auf die Werkssiedlung zurück, die der Chemiker Carl Leverkus im neunzehnten Jahrhundert in der Nähe der Rheinmündung von Dhünn und Wupper erbauen ließ, um dort jene Arbeiter anzusiedeln, die ihm aus seiner oberbergischen Heimat an den Rhein gefolgt waren. Eine Stunde Fußweg nördlich von Köln, auf den brachliegenden Uferwiesen der Gemeinde Wiesdorf, hatte er seine neue Ultramarinfabrik errichtet. Am alten Standort war sein Unternehmen zu Erfolg gekommen, aber nun bedurfte es der Anbindung an den Schiffsverkehr wie auch der Möglichkeit einer größeren Ausdehnung. Seine Arbeiterkolonie nannte er Leverkusen, nach der oberbergischen Hofschaft, aus dem seine Sippe stammte und deren Namen sie übernommen hatte.
Die Leute, die ihm an den Rhein folgten waren eingeübte Angestellte seines Betriebes. So musste er sich in dem rheinischen Dorf nicht nach neuen Arbeitern umsehen, die noch der Unterweisung bedurft hätten. Sicherlich war es auch Sorge um seine Beschäftigten und deren Familien, die ihn bewog, da mit seinem Wegzug vom oberbergischen Standort bei Wermelskirchen die dortigen Existenzmöglichkeiten wegfielen. Hinzu kam die katholische Prägung des Rheinlands im Gegensatz zur protestantischen Mentalität seiner oberbergischen Heimat. Er nahm sozusagen sein Milieu mit an den Rhein. So geriet seine Arbeitersiedlung zu einer protestantischen Enklave im angestammt rheinisch katholischen Umland. Man hatte eine eigene Kirche, eine eigene Schule und eine eigene Feuerwehr. Die Ultramarin-Fabrik bestimmte Leben, Wohnen, Kultur und Religion dieses Ortes. Carl Leverkus und das Glyphosat >>
Leverkusens Firma wuchs am Rhein zu einer der bedeutendsten Produktionsstätten des künstlichen Lapislazuli-Farbstoffs in Deutschland heran. Nachdem er 1890 starb, kam es noch im selben Jahr unter der Ägide seiner Söhne zur Fusion mit anderen führenden Ultramarin-Herstellern Deutschlands.
Diese Fusionierung ist relevant, weil sie die Voraussetzung bildet, für den Zuzug eines anderen Chemie-Unternehmens an jenen Ort: Der Bayer-Konzern, bis dato ebenfalls im oberbergischen Wuppertal ansässig, kaufte von den Söhnen des Carl Leverkus das Areal der Alizarin-Fabrik, zu der auch die Arbeitersiedlung Leverkusen gehörte. Im Zuge der Firmen-Zusammenlegung der Ultramarin-Betriebe sollte dieser weniger einträgliche Teil des Leverkusener Unternehmens ausgemustert werden.
Auch der Bayer-Konzern gedieh an dem Ort und wurde außerordentlich erfolgreich. Das fusionierte Unternehmen der Ultramarinhersteller hingegen versank mit den folgenden Jahrzehnten in Bedeutungslosigkeit, nach dem es seinen Standort, von Wiesdorf weg, zuerst nach Köln und dann nach Duisburg verlagert hatte.
Der Bayer-Konzern auf den ehemaligen Wiesdorfer Brachwiesen am Rheinufer wuchs indessen zu einem der größten Chemiefirmen der Welt heran. Auch die Werkssiedlung Leverkusen expandierte, neue Siedlungen wurden gebaut um den zuziehenden Arbeitern Wohnung zu schaffen. Der Konzern und seine Wohnanlagen bildeten ein Zentrum. Im Jahre 1930 kam es zu einer Zusammenlegung der umliegenden Ortschaften und Gemeinden. Der neuen Stadt gab man den Namen Leverkusen, nach der Werkssiedlung, die Carl Leverkus rund 70 Jahre zuvor erbaut hatte. Inoffiziell war er als Bezeichnung für das Zuzugsgebiet der Chemie-Fabrik ohnehin schon gebräuchlich.
Stadtgründung und offizielle Namensgebung fanden am 1. April 1930 statt.
Im Horoskop der Mittagshöhe steht die Sonne am MC auf elf Grad Widder in Konjunktion mit Uranus und Merkur, beherrscht von Mars auf der Spitze des neunten Hauses, damit die Ortlosigkeit dieser Stadt anzeigend, wie gleichermaßen den Vereinheitlichungszwang der nicht gwachsenen Fügung - die Stadt ist eine Funktion des Konzerns. Saturn und Pluto im Quadrat zu Sonne, Merkur und Uranus und im Spiegel zum Mars geben die Knechtung wieder, das Sklaventum der Industriegesellschaft, dem hier Wohnfunktion geschaffen werden soll.*
Die Sonne im Widder am MC bringt als Herrscher von Haus eins und zwei den Neptun aus Haus zwei mit, der konkret mit dem Zeichen Fische in Haus neun, das wiederum den Verbundsführer Mars beherrscht, die Chemie als die Basis der Zusammenlegung der Stadtgründung angibt.
Diese Stadt ist nicht gewachsen, sondern gemacht.
Im Rhythmus von sieben Jahren pro Haus hat das Horoskop im Jahre 2014 mit vierundachtzig Jahren einmal alle zwölf Häuser durchlaufen und befindet sich nun, im Jahre 2019, fünf Jahre nach Phasenbeginn in der akuten Auslösung des Saturn im sechsten Haus, ausgelöst über den Pluto in Opposition in Haus zwölf. Die Monsanto-Klagen sowie wie auch die Aufdeckung der bislang verborgenen Gefahr der unterirdischen Giftmüll-Deponie, als Pluto in Haus zwölf, sind im Zuge dieser Auslösung zu sehen.
In der Gegenrichtung ist seit Aufkommen des Themas, aktuell wegen der notwendigen Sanierung des maroden Brückenpfeilers, die den vergrabenen Giftmüll an die Oberfläche bringen würde, der Neptun in Haus zwei angetroffen.
Geht man das Horoskop mit sieben mal sieben Jahren pro Haus, im 49er-Rhythmus, gegen den Uhrzeigersinn durch, so wird der Neptun mit 25 Jahren nach Phasenbeginn, im 74sten Jahr nach der Stadtgründung, überlaufen. Mit dieser Auslösung kam es zum Lipobay-Skandal, im Zuge dessen Bayer im Jahre 2005 exakt beim Neptun-Überlauf erstmals zur Zahlung von einer Entschädigung in Milliardenhöhe verurteilt wurde.
Das Mittel zur Blutfettsenkung verursachte in Kombination mit einem anderen Blutfettsenker eine Zerstörung des Muskelgewebes und führte in der Folge zu Nierenversagen. Etliche Todesfälle und irreparable Gesundheitschäden waren weltweit die Folge.
Derzeit, mit 89 Jahren, neun Jahre vor Phasenende, ist auch im 49er-Rhythmus der Saturn über Zwillinge in Haus elf und Merkur im Quadrat ausgelöst. Die Monsanto-Übernahme, die von den Bayer-Managern, wider alle Einwände und Bedenken gegen den Gentechnik-Konzern, vollzogen wurde, steht im Orbis der Auslösung der Saturn-Merkur-Quadratur und erweist sich als ein, in seinem Ausmaß kaum mehr absehbares Verlustgeschäft: Bis Ende 2021 will Bayer, so lässt das Unternehmen verlauten, etwa 12.000 Stellen streichen. Der größte Teil des Stellenabbaus werde auf das Pflanzenschutzgeschäft und die damit zusammenhängenden Konzernteile entfallen. Die Aktionäre der Bayer-AG stimmten im April 2019 erstmalig in der Geschichte eines Konzerns gegen eine Entlastung des Vorstandes.
Für die Stadt Leverkusen bedeutet dies, entsprechend dem Neptun im Zeichen Löwe im zweiten Haus, die Erosion der Basis ihrer Existenz.
Von einer ähnlichen Existenzbedrohung dürfte etwa auch die VW-Stadt Wolfsburg betroffen sein, so aufgrund des Abgasskandals bei VW. Allein gab es Wolfsburg schon lange, bevor das VW-Werk entstand.
Im Falle Leverkusens hingegen hat die Stadt kein eigenes Wesen, da nicht nur ihre Entstehung, sondern auch ihr Name durch die ehemalige Ultramarin-Fabrik bestimmt ist. Dies ist die Aussage der Sonne-Uranus-Merkur-Konjunktion am MC des Tages der Stadtgründung.
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*Die Konstellationen Sonne-Merkur, Merkur-Pluto, Sonne-Saturn und Saturn-Pluto sind nach der Rückseitendeutung der Münchner Rhythmenlehre Erscheinungsformen der Saturn-Pluto-Verbindung, die für die Ägyptische Gefangenschaft steht.
(C) Herbert Antonius Weiler 2019
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