Textauszug
Der Essay ist aus dem Buch:
Sterndeuter aus dem Osten Essays und astrologische Betrachtungen
Gaseruption aus einem See
Rache eines verstorbenen Königs
Der Kohlensäure-Ausstoß des Nyos-See
in Kamerun
Am Abend des 21. 08. 1986 und in der folgenden Nacht entwich aus dem Nyos-See, östlich der Stadt Wum in Kamerun, eine gewaltige Blase aus Kohlendioxyd. Viele hundert Anwohner des Gewässers starben.
Etliche bemerkten den Sauerstoffmangel, aber es gab keinen Ort, wohin sie gehen konnten, um frische Luft zu atmen.
Das Kohlendioxyd hatte sich über die über die gesamte Gegend gelegt. Die angrenzenden Hänge und Niederungen hielten das Gas fest.
Die Menschen wurden müde, schliefen ein und wachten nicht mehr auf.
Einige blieben verschont. Ihre Hütten lagen höher. Sie schliefen neben ihren Kindern ein und erwachten einige Stunden später wieder. Die Kinder nicht.
Überlebende berichteten, sie seien bereits schlafen gegangen, als sie von einem Grollen, wie von einem Flugzeug, wach wurden.
Ältere Anwohner sprachen davon, der Geist eines verstorbenen Königs habe dies verursacht.
Vier Jahre zuvor habe das Stammesoberhaupt auf dem Totenbett seine Familie angewiesen, nach seinem Tode die besten Rinder dem Geist des Sees zu opfern. Die Familie hatte den Wunsch nicht erfüllt.
Im Horoskop auf den Mittag des Tages ergibt sich bei einem Sonnenstand von 28,1 Grad Löwe auf der Himmelsmitte ein Aufgang auf 0,1° Schütze.
Auffällig ist, dass sich vier Jahre vor dem Ereignistag, beim Tod des Königs, im Siebener-Rhythmus nach der Münchner Rhythmenlehre, der Uranus im ersten Haus, auf 18° Schütze auslöst, der in Quadrat zur Mond-Jupiter-Konjunktion auf 20° Fische steht. Dazu der Mars im Spiegelpunkt auf 11,6° Steinbock.
Die Rede der Älteren, der Tod des verstorbenen Königs und die Weigerung, seinem letzten Wunsch nachzukommen, stünde im Zusammenhang mit der Eruption, wird hieran anschaulich..
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Das Horoskop des angegebenen Zeitpunkts von 21:30 Uhr zeigt einen MC von 17, 5° Steinbock und einen Aufgang von 21, 5° Widder.
Hier befindet sich die Mond-Jupiter-Konjunktion im 12. Haus. Der Mond ist weiter gewandert und steht auf 25° Fische in Spiegelpunkt zu Neptun auf 3, 2° Steinbock.
Der Nyos-See liegt auf den Koordinaten 10,3° östlicher Länge und 6,7° nördlicher Breite.
Der Zeitpunkt des Geschehens wird mit 21:30 Uhr angegeben.
Das Bild des Maares
Der Nyos-See ist ein Maar, wie auch andere Seen in der ehemals vulkanischen Gegend. Die angestammten Bewohner der Region vermeiden es in der Nähe des Ufers zu siedeln.
Sie erzählen alte Legenden über die Maare. Der See bewege sich, heißt es, wechsle schon mal von einem Tal in ein anderes, manchmal hole er sich Opfer.
Mit staatlichen Siedlungsprojekten hatte man Siedler aus anderen Regionen Kameruns in die Gegend geholt. Man errichtete ihnen Wohnungen an den weitläufigen Hängen um den See, die von den Einheimischen stets gemieden worden waren.
Die alten Legenden waren den Zugezogenen nicht bekannt oder sie erschienen ihnen bedeutungslos. So konnte es dazu kommen, dass bei der Ausbreitung der Gaswolke, die aus dem See aufstieg und sich, schwerer als Luft, in den Niederungen ergoss, über 1700 Menschen starben.
Jene, die vom Grollen der Eruptionen wach wurden, erzählen, kein Vogel habe mehr gesungen, keine Grille gezirpt.
Das Kohlensäure-Gas steigt aus den vulkanischen Schichten unterhalb des Maares auf und reichert sich im kalten Wasser am Grunde des Sees an.
Das Wasser am Grunde des Sees kann wegen seiner Kälte mehr Kohlensäure aufnehmen als das warme Wasser der oberen Schichten. In 200 m Tiefe speichert das kalte Wasser mehr als zehnmal so viel Kohlensäuregas wie das Wasser an der Oberfläche.
Weil es aufgrund der großen, trichterförmig zunehmenden Wassertiefe und der Temperaturverhältnisse nicht zum nötigen Austausch mit den oberen Schichten kommt, wird das Kohlensäure-Gas nicht kontinuierlich abgegeben wie bei anderen, vergleichbaren Gewässern, sondern es reichert sich in der Tiefe immer weiter an.
Wenn dann durch kleinere geologische Erschütterungen oder vulkanische Aktivitäten die kalten, tiefen Wasserschichten mit den warmen, oberen Wasserschichten in Bewegung geraten, kommt es wegen der geringeren Aufnahmefähigkeit des oberen wärmeren Wassers zum abrupten Ausstoß des Gases aus den unteren Bereichen, welches sich in Eruptionen entlädt, die umso gewaltiger sind, je länger das kalte Wasser bewegungslos am Grunde des Sees ruhte und, isoliert von den oberen Schichten, Kohlensäure anreichern konnte.
So die physikalische Darstellung eines Vorgangs, der am Bild des Wassers und des Sees eine Sperrung zwischen Oben und Unten veranschaulicht.
Im Horoskop der Mittagshöhe ist die gesperrte Fluktuation zwischen den unteren und den oberen Wasserschichten des Sees veranschaulicht in der Mond-Jupiter-Konjunktion im 4. Haus in den Fischen.
Nach der Münchner Rhythmenlehre als Symptom der Abschottung des Unbewußten im Zeichen der Planetenreihe von Neptun bis Saturn.
Das nicht Freigewordene, der Pluto im 12.Haus, am Grunde des Sees, welches dann, mit Mars als Auslöser, zur Gaseruption aus dem tiefen Wasser wird.
- Es fragt sich, ob die von dem verstorbenen König vor seinem Tode erbetene Opfergabe einiger Rinder an den See, nicht eine homöopathische Reaktion bewirkt hätte, in der Tiefe, durch welche die Katastrophe möglicherweise aufgeschoben oder vielleicht verhindert worden wäre.
- Wie hätte diese Reaktion am Grunde des Gewässers wirken können? Rinderkadaver in den See geworfen? Diese hätten erstmal eine ganze Weile obenauf getrieben. Die Fische würden Mahlzeit gehalten haben.-
- Vielleicht hätten die Fische dann, dadurch gestärkt und aus Dankbarkeit, mit ihrer Bewegung für einen gemesseneren, allmählicheren Abbau der Kohlensäure am Grunde des Sees gesorgt. Ihre Schwärme hätten zum Austausch der oberen und unteren Wasserschichten beigetragen.
Binnen vier Jahren, vom Todes des Königs bis zur Katastrophe, hätten die Fische einiges bewirken können.-
- Man hat nun ein Rohr installiert. Von einer Boje gehalten, reicht es in die tiefsten Schichten des Sees. Der Druck dort unten lässt das Wasser durch das Rohr zur Oberfläche schießen. Eine hohe Fontäne in der Mitte des Sees. Dadurch geraten die Wasserschichten in Austausch und das Gas kann kontinuierlich entweichen.-
- Grund für die hohe Opferzahl der Katastrophe war auch die staatliche verordnete Ansiedlung von Zuwanderern an den weitläufigen und steilen Uferhängen. Die Einheimischen mieden es, in der Nähe des Sees zu wohnen. Ihre Furcht vor dem tiefen Gewässer war berechtigt. -
- Auch in der Eifel erzählt man sich über die Maare unheimliche Geschichten. Es ist die unauslotbare Tiefe der Vulkanseen. Unter der Oberfläche ein umgekehrter Kegel, trichterförmig abfallend zur Mitte hin. Das Bild eines Sees, dessen tiefe Wasser nie bewegt werden, nie an den Tag kommen. Ein Ungelöstes im Unbewussten, Opferungen verlangend. Wer schon mal in ein Maar durchschwommen hat, kennt das Unbehagen.-
- Eine gewisse Beklemmung in der Mitte des Sees. Vielleicht auch das Wissen, sich über der tiefsten Stelle zu befinden.-
- Entsprechend das Mittagshoroskop der Gas-Eruption des Nyos-Sees. Mit dem Pluto in den Wassern des zwölften Hauses, als Herrscher von Haus zwölf dort verbleibend. Im Spiegel zur Sonne auf 28° Löwe auf der Mittagshöhe, sich Opfer an der Oberfläche, an den Ufern holend.
Die physikalische Erklärung illustriert es nur. Eine Begründung, die das Unbehagen nicht erfasst.-
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(C) Herbert Weiler 2014
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