Die Zahl des Tieres

 

 

In der Apokalypse des Johannes findet sich der Hinweis auf eine Zahl, die Zahl des Tieres genannt, von der es heißt: "Die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte, alle zwang es, auf ihrer rechten Hand oder ihrer Stirn ein Kennzeichen anzubringen. Kaufen oder verkaufen konnte nur, wer das Kennzeichen trug: den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.

Hier ist Weisheit. Wer Verstand hat, berechne den Zahlenwert des Tieres. Denn es ist die Zahl eines Menschen Zahl; seine Zahl ist 666.   (Offenbarung, 13;16-18).

 

Die Textstelle spricht ausdrücklich von der Zahl eines Namens, dann von eines Menschen Zahl oder des Menschen Zahl, und es wird empfohlen die Bedeutung zu ergründen.

Im Laufe der Geschichte  wurden je nach Neigung etliche Namen und geschichtliche Gestalten in das Schema verschiedener Zahlen-Buchstaben-Systeme gesetzt.

Auch das Internet mit seiner Einwahl in Form des dreimaligen w, das im Hebräischen sowie auch früher im Griechischen das Zeichen für die Zahl 6 darstellt, wird hier assoziert.

 

Agrippa von Nettesheim,  einer der Vertreter der christlichen Kabbalah, wies darauf hin, die Zahl sei, entsprechend dem hebräischen Hintergrund des Autors der Apokalypse, auf hebräisch zu lesen.

Im Hebräischen werden die 22 Zeichen der Buchstabenreihe als Zahlenzeichen verwendet.

Die ersten zehn Buchstaben stellen die Zahlen 1 bis 10 dar, die folgenden acht den Rest der Zehnerreihe, 20 bis 90 und die letzen vier Buchstaben die Hunderterreihe bis 400. Darüber hinausgehende Zahlen werden zusammengesetzt dargestellt.

Es bedarf, um die Sechshundert darzustellen, des Buchstabens Resch, des Zeichens für die zweihundert zusammen mit dem Zeichen Thaw für die Vierhundert.

Daher wird die Zahl 666 im Hebräischen mit den Buchstaben Samech für die 60, Waw für die 6 und Resch mit Thaw für die 600 geschrieben. 

Nach Agrippa ergibt die Zahl auf diese Weise gelesen das Wort  SORaTH - סורת.

Mit diesem Namen wird in der Kabbalah ein Dämon benannt, der die Sonne verfinstert.

Rudolf Steiner, der sich Agrippas Deutung anschließt, nennt ihn das Sonnendämonium. In diesem Sinne stellt es den Antichristen dar, der sich gegen die Identität selbst, gegen das Ich des Menschen richtet.

 

Der Name basiert auf dem hebräischen Wortstamm  SR-סﬧ oder SOR  -   סוﬧ , welcher als Adjektiv abweichend bedeutet, auch rückwärts oder drehend  im negativen Sinne, nämlich als Rückfall. Eine Abkehr vom Wege, die Rückkehr zu den Fleischtöpfen Ägyptens, nachdem man bereits auf dem Wege war. 

Ebenfalls dazu gehören:  SR –סﬧ, düster, finster, außer sich sein, missmutig, sowie SoReR - סוﬧﬧ  widerspenstig, SeRaW- סﬧב , sich verweigern, SaRaCH-סﬧח sündigen.

Auch der Name SaRTaN – סﬧטן für den Krebs,  der sich häufig rückwärts bewegt, ergibt sich aus dieser Wurzel.   

Der dem Tierkreiszeichen Krebs zugeordnete Mond bildet in seiner Bahn den Schnittpunkt mit der Ekliptik, der Sonnenbahn, den Mondknoten. 

Dieser stellt ein wesentliches Element der chaldäischen Astrologie dar und bewegt sich im Tierkreis rückwärts. 

Aus dem Zusammenhang mit dem Mond, als Planet des Krebses, dürfte sich die Bezeichnung des rückwärtsgehenden Krebses als Name für diese Tierkreisphase ergeben haben.

 

Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond vor die Sonne und verdeckt sie im Bereich des Kernschattens völlig. Diese Art der Konjunktion kann nur auf der Ekliptik, also der Sonnenbahn selber stattfinden und nicht, wie bei anderen geläufigen Konjunktionen, wenn sich ein Planet lediglich parallel zur Sonnenbahn, auf gleicher Ekliptikhöhe befindet. Daher stehen bei einer Sonnenfinsternis, Sonne und Mond stets in der Nähe des Mondknotens.

 

Jede Sonnenfinsternis hat eine zyklische Wiederkehr nach 18, 3 Jahren, eine Periode, die bereits den chaldäischen Sterndeutern bekannt war. Sie wird in verschiedenen Texten der griechischen Antike erwähnt. Aus ihnen leitete der Astronom Edmund Halley den Begriff der Saros-Periode ab.

Die Etymologie ist jedoch nicht eindeutig und wird mit der chaldäischen Bezeichnung  Sar für die Zahl 3600 oder "Weltall" in Zusammenhang gebracht.

Naheliegend scheint ebenfalls die Herleitung aus dem Wortfeld der Silbe SoR im chaldäisch-aramäischen-hebräischen Sprachraum,  welches im Zusammenhang mit der Rückwärtsbewegung des Mondknotens und den damit verbundenen Sonnenfinsternissen steht. So auch in der Kabalah der Name SORaTH für den betreffenden Dämon. 

Wobei die 18 Jahre der Zeitspanne des Zyklus wiederum auf die dreimalige 6 verweisen.

 

Die Sinnverwandtschaft, verweigernd, widerspenstig/störrisch und abweichend, rückfällig-umkehrend, entspricht der Deutung des Irenäus von Lyon.

Die Zahl 12, so Irenäus, stelle die Zahl der Ganzheit dar. Die 6 steht in diesem Sinne für die Hälfte oder die Halbheit.

In der dreimaligen Wiederholung der 6 liegt, so Irenäus, das dreimalige Verharren in der Halbheit, in der starren Verweigerung gegenüber dem Geist, die in Form der dreimaligen Wiederholung zum endgültigen Abfall, zur Apostasie würde. Martin Buber spricht von der Rückbiegung des Subjekts.

 

Die 6 wird in der Münchner Rhythmenlehre dem Merkur zugeordnet, welcher als Planet der Zeichen Zwillinge und Jungfrau für Intellekt und Rationalität steht. Durch die dreimalige Wiederholung der 6 ergibt sich der Hinweis auf ein intellektuelles bzw. rationalistisches Denken, welches zur Ausschließlichkeit erhoben wird.

Dies wird bildlich, indem die Zeichen Zwillinge und Jungfrau jeweils am Ende ihres Viertels stehen. In der Reihe Widder, Stier, Zwillinge bildet das Merkur-Zeichen Zwillinge den Abschluss, bevor eine neue Phase beginnt, nämlich die seelische Eigenbewegung im Krebs. 

Diese seelische Eigenbewegung mit der Reihe Krebs, Löwe, Jungfrau endet wiederum mit dem anderen Merkur-Zeichen, der Jungfrau, das hier zugleich das letzte Zeichen der unteren Hälfte bildet, bevor sich mit dem Überschreiten des Deszendenten zur Waage hin die Öffnung gegenüber dem Geist ergibt.

 

Verweigert das Merkur-Zeichen Zwillinge am Ende der Entwicklung des ersten Quadranten den Übergang zum Krebs und damit zur seelischen Eigenbewegung hin, so verbleibt der materielle Quadrant erstarrend, in sich selbst maschinenhaft kreisend. Verweigert das Merkur-Zeichen Jungfrau die Öffnung zur Waage hin, verbleibt das Seelische begegnungslos in der Selbstgenüsslichkeit.

Auf den Merkur verweist auch der Hinweis in der Apokalypse, niemand könne kaufen oder verkaufen, ohne das Kennzeichen mit der Zahl des Tieres zu haben, da der kaufmännische Handel dem Merkur untersteht.

Der Merkur ist eigentlich in diesem Sinne der Mittler. Mit der dreimaligen Wiederholung der 6 verharrt die Vermittlung in sich selbst kreisend, wird sich selbst zum Inhalt.

Ein Intellekt der sich selbst zum Objekt wurde und in sich selber kreist. 

 

Eine Verabsolutierung der Medien, in der die Vermittlung sich selbst zum Inhalt hat. 

Zwar trifft das bereits auf Presse und Rundfunk zu, aber erst mit der Etablierung des Internets, dessen Einwahl, www, als dreimaliges Waw gelesen,  die Zahl ergibt, wird die Vermittlung in einer Weise zum Selbstzweck, wie zuvor noch nicht.       Der Medienstaat >>

 

Das ist der falsche, zum Merkur geworden Saturn, der  keinen Uranus und keinen Neptun in die Zeit fügt, sondern in der Verrichtung seiner Verrichtungen kreist.

Das betrifft auch eine Geldwirtschaft, in der das Geld, das ja eigentlich der Vermittlung dienen sollte, selber zur Ware wird. Ein Charakteristikum der zeitgenössischen Börsenvorgänge.

Daher sprechen manche beim Börsengeschehen auch vom "subjekt- und objektlosen Geld".

 

Erfahrungsgemäß ist die Symbolik der Zahlen auch in der nicht-hebräischen Schreibweise der Bibelübersetzungen von Bedeutung.

Rudolf Steiner  rechnete die 666 auf das Jahr 0 auf, Er meinte, dass in diesem Jahre der erste Angriff des Antichristen erfolgt sei, welcher dann durch die Entstehung des Islam gewissermaßen aufgenommen sowie in abgeschwächter Weise umgeleitet und entschärft worden wäre.

Den zweiten Angriff rechnete er mit der Verdoppelung der Zahl auf das Jahr 1332, nach Steiner die Zerstörung des Templerordens durch Philipp von Frankreich. Die Templer hatten, so Steiner, eine wohltätige Geldwirtschaft einführen wollen. Durch Philipps Beseitigung der Templer verbunden mit dem Raub der Besitztümer des Ordens entwickelte sich eine andere Form des Finanzwesens, in der der Mensch nicht mehr das Maß sein sollte und die in die moderne Börsenwirtschaft mündete.

Die Rehabilitierung der Templer >>

 

Der dritte Angriff des Antichristen fällt demnach auf das Jahr 1998. Laut Rudolf Steiner hat dieser Angriff 66 Jahre zuvor begonnen, also 1932/33.

 

Um sich eine Anschauung zu verschaffen, kann man anhand geschichtlicher Daten die Zahl mit Ereignissen verknüpfen.

Sicherlich ist hier die Gefahr der Spekulation gegeben, aber einiges ist schon merkwürdig.

Etwa die Bundestagswahl mit der 1998 die rot-grüne Koalition in der BRD an die Macht kam. Weil drei Parlamentsmitglieder fehlten, kamen genau 666 Abgeordnete zusammen. Dies war die erste Regierung in der Geschichte der Bundesrepublik,  die den Satz "So wahr mir Gott helfe" bei der Zeremonie des Amtsantritts wegfallen ließ.

Oder der Fall des jüdischen Sektenführers Schabbtai Zwi, der sich im Jahre 1666 als Messias ausrufen ließ, dem dann viele folgten, was für das Judentum zu einer geistesgeschichtlichen Katastrophe wurde. Hätten Schabtai Zwis Anhänger von der lateinischen Schreibweise und der christlichen Jahreszahl Notiz genommen,  hätten sie womöglich Bedenken gehabt.

 

Aufschluss gibt auch die Darstellung der 666 als Additionsreihe der 36. Die Zahlenreihe von 1 bis 36 ergibt addiert 666. Die Zahl 36 wiederum steht in der jüdischen Tradition für die 36 Zadikim, die 36 Gerechten, die unerkannt waltend den Fortbestand der Welt bewirken. Die 36 kann dabei als das Produkt von 6 mal 6, aber auch als Produkt von 3 mal 12 gesehen werden. 

Jesus gibt in einer Rede an seine Freunde dem einen reuigen Sünder, der Gott näher steht als 99 Gerechte, den Vorzug.

Diese kategorische Absage an die Regelung des Lebens und an die Regelgerechtigkeit, wie sie sich bereits in der Hiob-Geschichte >> abzeichnet, wirft ein Licht auf die Bewandtnis die es mit der 666 hat:

Sie stellt die Perfektion der Regelung und die damit verbundene Ausschließung des Lebens  und der Begegnung dar.

 

Im Jahre 1998, der dreimaligen Wiederholung des Jahres 666 wurde die ICANN installiert, die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers.

Die ICANN wird auch als  „Weltregierung des Internets“ bezeichnet. Sie kontrolliert die Verwaltung von Namen und Adressen im Internet  und entscheidet über technische Verfahrensstandards.Die  ICANN untersteht dem US-amerikanischen Handelsministerium  und ist somit ein Organ der US-Regierung. Das Institut  bestimmt durch die Kontrolle technischer Voraussetzungen das Netz. 

 

Die andere,  noch gravierendere Erscheinung des Jahres 1998 stellt das Aufkommen der Suchmaschine Google dar. Erst mit diesem Werkzeug hielt das Internet Einzug in jedermanns Wohnung und Kommunikation. 

Zwar gab es zuvor schon Telefon und Rundfunkreportagen aus fernen Ländern, aber mittels des Internets ist es heute möglich, jederzeit von Köln aus mit jemandem in Alaska über den Bildschirm scheinbar gemeinsam einen Kaffee zu trinken und sich über den Garten zu unterhalten.

Dazwischen liegt ein Meer und ein Kontinent. Das Internet schließt die Unvereinbarkeiten der Orte kurz.

Die Unvereinbarkeit drückt sich in der Entfernung aus, sie wird zum Erlebnis, wenn man diesen Weg zurücklegen muss, um tatsächlich von Angesicht zu Angesicht miteinander zu sprechen. Die Bewältigung eines solchen Weges, ohne die technische Aufhebung der Entfernung, setzt eine bestimmte seelische Entwicklung der Emanzipation voraus. Eine Mutation und Loslösung aus vorgegebenen Regeln des Gemeinschaftlichen. 

 

Das Verdrängte der nicht erlebten Unvereinbarkeit in der globalen kollektivistischen Kurzschließung der räumlichen Unterschiede lädt sich auf.

Es wird zur gestauten Aggression und zur Bedrohung.  

Der sich meist regierungsopportun äußernde Politologe Herfried Münkler hat dies im Zuge der von Bundeskanzlerin Merkel eingeleiteten Flüchtlingskrise genau so artikuliert. Indem er geltend machte, eine massenweise Zuwanderung sei eine natürliche Folge der Globalisierung: man könne nicht die Vorteile der Globalisierung genießen und zugleich die Aufhebung von Grenzen vermeiden.

Münklers Darstellung bezieht sich auf die funktionalen Folgerungen einer globalen Kommunikation und einer damit verbundenen Mobilität. Er hat jedoch in ungeahnter Weise recht: man kann nicht per Video-Chat mit Alaska plaudern und davon ausgehen, es wäre nichts weiter. Als wäre alles wie vorher. Etwas hat sich aufgeladen. Im Akt der technischen Kurzschließung dieser Entfernung liegt bereits ein Schrecken und eine Bedrohung, die in der Bedrohung der Fußgängerzonen in den Städten lediglich zum Zeichen wird. Auch die, im Zuge des Ukraine-Kriegs zunehmende Bedrohungserwartung der europäischen Regierungen und die damit verbundene Kriegspropaganda stehen in diesem Zusammenhang.

 

 

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Vom Bild des Tieres >>

 

 

(C) Herbert Weiler, April 2025