Der Essay ist enthalten in dem Buch

Die Wohnmaschine 

Essays und Betrachtungen

>>

 


(Textauszug)


 

Von der uneingeschränkten Macht der Mehrheit in den Vereinigten Staaten und ihre Folgen ...

Ich kenne kein Land, in dem es so wenig geistige Unabhängigkeit und weniger wahre Freiheit gibt wie in Amerika... Die Mehrheit errichtet in Amerika um die Freiheit des Denkens eine gewaltige Barriere.

 

Alexis de Tocqueville,

Über die Demokratie in Amerika, Buch 1, Kap. 15

 

 

Die Theorie stellt die These auf, dass große Medienkonzerne ein nicht-verschwörerisch agierendes Propagandasystem bilden könnten, das fähig sei, ohne zentrale Steuerung einen Konsens im Interesse einer von den Autoren beschriebenen gesellschaftlichen Oberschicht herzustellen und die öffentliche Meinung über agenda setting und framing entsprechend den Perspektiven dieser Oberschicht zu formen, während gleichzeitig der Anschein eines demokratischen Prozesses der Meinungsbildung und der Konsensfindung gewahrt bleibe.

Zum Propagandamodell von N. Chomsky und E. Herman in der deutschen Wikipedia

siehe auch: Warum die Mainstreammedien Mainstream sind

 

 



 Der Medienstaat

 

 

 

 

 

 - Die Wahlkampfstrategie, die dem deutschen Bundeskanzler der Jahre 1998 bis 2005 zum Wahlsieg verhalf, hatte sich von denen der vorherigen Jahre und Jahrzehnte unterschieden. Erstmals, so urteilten einige konservative Kommentatoren, habe man in der Bundesrepublik einen eher amerikanischen Wahlkampf geführt. Mehr als zuvor sei dieser von Mitteln der Werbung bestimmt gewesen und weniger von der Hervorhebung politischer Programme, vielmehr davon, eine charismatische Aura für den neuen Hoffnungsträger Gerhard Schröder zu beschwören.

 

- Kennzeichnend dafür war ein ebenso raffinierter wie kostspieliger Werbefilm, gestaltet wie eine bekannte Weltraum-TV-Serie. Ein Raumschiffkaptitän, vom Alter als auch vom Typ dem favorisierten Kanzlerkandidaten ähnelnd, hat eine Notlage zu bewältigen. Ein Team soll hinunter auf einen Planeten teleportiert werden. Bei einem der Männer versagt die Technik, ein lautes Störsignal ertönt und der ungewöhnlich voluminöse Astronaut nimmt seinen Helm ab. Manche sind für die Zukunft nicht geeignet, bemerkt dazu eine Stimme aus dem Off. Es ist Helmut Kohl, Gegenkandidat und noch amtierender Bundeskanzler.  (SPD-Wahlwerbung 1998)

 

- Das Wort Zukunft bildete das unterschwellig suggestive Motto in Schröders Wahlkampf. Offenbar hatte man ihn unterwiesen, es, bar jeden Inhalts, möglichst oft anzuwenden. Er sagte Sätze wie, der amtierende Kanzler habe in den vergangenen Jahren Bewundernswertes geleistet, aber jetzt ginge es um die Zukunft, und die Zukunft sei weniger seine Sache.

 

- Warum ein amerikanischer Wahlkampf?

 

- Die US-amerikanische Präsidentschaftswahl wird traditionell mit einem, im Verhältnis zu Deutschland, unvergleichlich großen Aufwand an Werbung und medialen Mitteln betrieben. Einem Aufwand, der bei den einzelnen Bewerbern Budgets mit einer Untergrenze von 150-Millionen-Dollar voraussetzt, um überhaupt zum Wahlkampf antreten zu können. Die Medien und die Kooperation mit ihnen bilden ein entscheidendes Element.

Allein hatte mit den aufkommenden Kommunikationsplattformen des Internets, wie Twitter, Facebook, usw. das traditionelle Medienmonopol der großen Zeitungen und Rundfunkanstalten radikal an Bedeutung verloren - von diesen selber noch weitgehend unbemerkt.

 

 

Die Sperrung Trumps


Zeigen sollte sich dies an dem Wahlsieg Donald Trumps im Jahre 2016.
Denn Trump hatte die Möglichkeiten von Twitter begriffen. Er benutzte den Dienst, um sich direkt auf breiter Ebene publik zu machen und unabhängig von Presse und Sendeanstalten sein Klientel anzusprechen.
So gewann er entgegen aller Voraussagen der etablierten Meinungskultur die Wahl. Mit einer permanenten Twitter-Präsenz, von der sich Millionen Amerikaner persönlich angesprochen fühlten, hatte er die ihm wenig gewogenen traditionellen Medien ausgebootet.

- Sein Wahlsieg war aber nicht wirklich überraschend, vielmehr zeigte sich darin eine Konsequenz des Internets in einer von Massenmedien bestimmten Gesellschaft.

- Die bisherige Nachrichtenverbreitung war von den Presseorganen und Sendeanstalten ausgegangen und wurde von der passiven Gemeinschaft der Rezipienten aufgenommen - dem Verhältnis von Sender und Empfänger, Zentrum und Peripherie entsprechend. Im Internet ist diese Örtlichkeit aufgehoben. Es bildet ein eher mycelartiges Geflecht. Mit Twitter war der bis dato passive Empfänger künftig nicht nur aktiv an der Verbreitung von Nachrichten beteiligt, er selber war nun in der Lage Nachrichten zu erstellen, die bei den etablierten Medien noch gar nicht angekommen waren. Dass sich das Verhältnis gleichsam umgekehrt hat, zeigen die Einblendungen von Twitter-Kommentaren in den Spalten der Tageszeitungen, mit denen Vorfälle oder Debatten illustriert werden.

 

- Trump, der die neuen Publikationsmöglichkeiten von Twitter in bislang ungekanntem Ausmaß zu nutzen wusste -  ähnlich wie seinerzeit sein astrologischer Zwilling Dürer >>   die aufkommende Druckgraphik - hatte gewissermaßen die Twitter-Präsidentschaft erfunden.

Insgesamt 45.000 Kommentare verfasste er in seiner Amtszeit, am Tage durchschnittlich 32 Tweets. Bei einem 16-Stunden-Tag verschickte er mithin jede halbe Stunde eine Textnachricht. Twitter bildete gewissermaßen Trumps Zuhause, die Zahl seiner Follower betrug zuletzt 85 Millionen. Das Portal erfuhr einen enormen Aufschwung durch ihn.

 

- Zugleich deutete sich damit die neue Macht der Internet-Konzerne an.

 

- Das Ausmaß dieser Macht trat am Ende seiner Präsidentschaft offen zutage durch die Sperrung von Trumps Twitter-Kanal. Dies aufgrund des Vorwurfs, seine Anhänger zum Sturm auf das Kapitol animiert zu haben.

 

- Ein Kommentar, in dem er die Erstürmer mit lobenden Worten bedachte, und ein weiterer, in dem er ankündigte, der Amtseinweihung seines Konkurrenten Joe Biden fernzubleiben, wurden ihm zum Verhängnis. Am Nachmittag des 8. Januar wurde sein Twitter-Account endgültig gesperrt. Binnen weniger Stunden war ihm das entscheidende Mittel, mit dem er seinerzeit die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte, entzogen. Andere Portale folgten. Eine beispiellose Entmachtung, durchgeführt von den neuen Medien. Trump war verstummt. Die von ihm gerufenen Geister, die ihm einst gedient hatten, schnitten ihm nun das Wort ab.

 

 Twitter Inc. sperrt Trumps Account, 8. Januar 2021, Mittagshöhe, San Francisco.

 Die Sperrung folgte einer Konferenz am Mittag des 8. Januar.

Das Mittagshoroskop ist daher ausschlaggebend

 

- Am 8. Januar, mit einem Sonnenstand von 18,6° Steinbock, ist der Aszendent der Mittagshöhe bereits in den Stier gerückt und weist damit auf einen sozialen Bezug hin. Dieser dürfte sich zwei Tage zuvor, als der Mittags-AC in den Stier eintrat und über den Mars lief, manifestiert haben. Dies fällt zeitlich mit dem Sturm auf das Kapitol zusammen.

 

- Das Mittagshoroskop zeigt während der Phase des Steinbocks die Bestimmung der Gestalt an, die im vorausgehenden Zeichen Fische angelegt ist.

Mit dem Zeichen Fische aus Haus zwölf kommend und seinem Vertreter Neptun auf der Achse des elften Hauses soll ein Neubeginn, ein grundsätzlicher Wandel an das Ufer des Bewusstseins geholt werden. Mit dem Wassermann, der von Haus elf nach zehn geht und dessen Vertreter Uranus im Zeichen Stier am Aufgang steht, bezieht sich die Durchführung auf die sozialen Formen und deren konkrete Verrichtung. Eine soziale Hierarchie wird aufgehoben.

Die Konjunktion mit Mars im Stier und die Quadratur zu Merkur und Saturn in Haus zehn zeigen jedoch an, dass der Uranus im Sinne des Ursprungs des Menschen, seines Person-Seins und damit der Polarität der Ich-Du-Beziehung nicht zugelassen ist, sondern okkupiert von einem Geflecht der Ortlosigkeit, das ohne Zeit und Ort und damit ohne Begegnung und ohne Gegenwart allüberall zugleich sein will. 

 

- Basiert der Rundfunk >> noch auf der Verbindung von Sonne und Uranus und damit, im Sinne der radialen Ausstrahlung, auf dem Verhältnis von Zentrum und Peripherie, hat das Internet auch dieses Verhältnis zugunsten eines letztlich raum- und zeitlosen Gespinsts, eines Mycels aufgehoben, entsprechend der Venus-Uranus-Verbindung, die hier mit Uranus im Stier gegeben ist.

 

- Entscheidend ist dabei die Konjunktion der Sonne mit dem Pluto, der Haus sieben beherrscht. Und der damit für eine Besetzung des öffentlichen Bewusstseins steht, die, mit Sonne im Steinbock in Haus zehn, für den Staat bestimmend wird. Der Pluto auf 24° Steinbock, nach der Münchner Rhythmenlehre ein Punkt mit Venus-Saturn-Charakteristik, weist - einen Tag nach dem Jahrestag der offiziellen Covid-19-Bekanntgabe der chinesischen Behörden am 7. Januar 2020 - auf einen ausgeprägten Sozialzwang hin.

 

- Damit tritt erstmals in unverblümter Form eine Konsequenz zutage, die den auf Massenproklamation und Massenbewegung ausgerichteten politischen Systemen, wie sie sich seit der Französischen Revolution herausgebildet hatten, von Beginn an innewohnt. 

Massenmedien und Staatswesen der Moderne bilden eine Symbiose, von der sich letztlich kaum sagen lässt, wer in wessen Diensten steht.

 

 

Die Demokratiemaschine

- Als Demokratiemaschine hatte man einst die Zeitungspresse bezeichnet, als sie noch alleiniger Repräsentant jener neuartigen Form der gesellschaftlichen Vermittlung war, wie sie sich nach der Erfindung des Buchdrucks mit der Möglichkeit der Vervielfältigung und der damit verbundenen Verbreitung ergeben hatte.

Die Zeitung, die es ihrem Konzept nach jedermann ermöglichte, mehr oder weniger unabhängig von seinem Ort, an der öffentlichen Meinungsbildung beteiligt zu sein, schuf eine Öffentlichkeit, die damit den Grenzen des Gewachsenen der einzelnen Orte und ihrer Gemeinwesen enthoben war.
Eine neue Öffentlichkeit war entstanden, die des Informationsmediums, heute die Öffentlichkeit schlechthin. Es ist die Öffentlichkeit der Masse.

- Diese Öffentlichkeit ist eine von den Medien erzeugte und vermittelte Instanz, die letztlich und stetig mehr zur bestimmenden Instanz des gesellschaftlichen Geschehens wurde. So etwa wenn sich eine Politik primär nach Meinungsumfragen richtet.

- Heute ringt das Medium Zeitung um seine Existenz, zunächst der Rundfunk und schließlich das Internet haben der Zeitung den Rang abgelaufen. Noch weitreichender als bei den Zeitungen besteht das Wirken der neuen Medien in der Aufhebung der Orte. Die Vervielfältigung des Gedruckten machte einst seine überörtliche, massenweise Verbreitung möglich. Mit dem Rundfunk und schließlich den Kommunikationsplattformen des Internets werden Inhalte nahezu gleichzeitig und global mitgeteilt.

- Das gewachsene Bewusstsein der Gegenwart eines Gemeinwesens, wie es sich aus den Grenzen seiner Örtlichkeit ergibt, ist damit einer Öffentlichkeit gewichen, die in Wirklichkeit eine Spiegelung ist. Die Spiegelung eines ortlosen übergreifenden Kollektivs.

- Ein Urteil, nach der die Freiheit der Presse im Westen ist nichts anderes, sei, als die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu publizieren, geht daher fehl.
Denn auch eine Kritik, nach der große Medienkonzerne ein "Propagandasystem bilden" das fähig sei, "ohne zentrale Steuerung einen Konsens im Interesse einer ...  gesellschaftlichen Oberschicht herzustellen und die öffentliche Meinung über agenda setting und framing entsprechend den Perspektiven dieser Oberschicht zu formen", -

die damit von einer lediglich korrupten Anwendung oder falschen gesellschaftlichen Voraussetzung der Medien ausgeht, zielt in fataler Ẃeise am Wesentlichen vorbei:  Sie verkennt, dass es das technische Medium selber ist, durch das diese Voraussetzung entsteht, indem es die Begegnung der Einzelnen und ihrer Verbände aufhebt und Begegnung durch Informationsflut und Massengesellschaft ersetzt.

 

- Es geht nicht um die Exklusivität der Publikationsmacht, sondern um das ortlos agierende technische Massenmedium schlechthin.

- Joseph Le Maistre, der Kritiker der Französischen Revolution hatte der proklamierten Volksherrschaft Rousseaus schon früh attestiert, sie werde mitnichten eine Freiheit der Individuen ermöglichen, sondern ein Diktat des Sachzwangs und des Meinungsdrucks hervorbringen.

- Das älteste bestehende Parlament ist das Althing in Island, wo die heutige Bevölkerungszahl die einer kleineren europäischen Großstadt beträgt. Man weiß, mit wem man es zu tun hat. Wo mehr oder weniger jeder jeden kennt, können von den Massenmedien hochgejubelte Charismatiker und Blender nur schwer zur Macht gelangen.

- Das Neue an der von den Informationsmedien hervor-gebrachten Öffentlichkeit ist ihre Ortlosigkeit.
Sie ist aus der Aufhebung der Grenzen des Gewachsenen der Orte entstanden und sie produziert die Ortlosigkeit, sie ist allüberall präsent, in der Folge heute mit Twitter ohne Zeitverzögerung.

 

 

- Zwischen der Zeitung und Twitter besteht schon ein erheblicher Unterschied. Zeitungen haben durchaus noch ihre Orte. Oft künden ihre Namen davon: Das Hamburger Abendblatt, die Frankfurter Allgemeine, der Kölner Stadtanzeiger ...

 

- Das sind Zentren. Die Aufhebung der Orte betrifft dabei die umgebenden Regionen. Exemplarisch in einer Kurzgeschichte von Ludwig Thoma, die um die Jahrhundertwende spielt. Es geht um die neue Rolle der Zeitung bei der Ehevermittlung. Ein Mann in einem oberbayerischen Dorf heiratet eine Frau, die, von weit her, aus dem Fränkischen kommt. Sie hatte seine Heiratsannonce in der Zeitung gelesen. Nach dem anfänglichen Staunen darüber, was sie alles anders macht, gewöhnt man sich an sie und schätzt sie. Zunächst jedoch ein gewisser Kulturschock. Thoma fühlte sich, trotz seines beißenden Spotts am Bürgertum, berufen, den Bauern seiner Heimat gewisse vermeintliche Vorteile des technischen Fortschritts nahe zubringen.

 

 - Sollte es kein Vorteil sein?

 

- Vordem konnte ein Mann eine Frau aus einem weit entfernten Ort kennen lernen, wenn er dem Milieu seines Ortes entwachsen war. Er hatte sein Dorf verlassen, das war eine Entwicklung, die so oft nicht vorkam. Mit der Annonce war es ihm nun möglich, eine Frau aus einem ganz anderen Millieu kennenzulernen, ohne das er aus seinem und sie aus ihrem Milieu, im Sinne einer Entwicklung, heraus gewachsen wäre.

Die Unvereinbarkeit der Orte, die sich in der räumlichen Entfernung niederschlägt und deren Möglichkeit der Begegnung an den Weg und an die Zeit des Weges gebunden ist, wird durch das Vervielfältigungsmedium Zeitung kurzgeschlossen. Das bedeutet, dass die Unvereinbarkeit in die Verbindung geholt wird, sie wird zur Saturn-Uranus-Verbindung: Die Vermeidung des Weges und damit der Mutation. Denn die räumliche Entfernung der Orte voneinander ist Ausdruck ihrer Eigenart und damit ihrer Unvereinbarkeit an einem Ort. 

 

- Ein Faktor, der letztlich bei jedem technischen Mittel der Aufhebung von Orten gegeben ist. Vom Telefon bis zu Twitter. Und diese Unvereinbarkeit und der mit ihr verbundene Stau ist der Grund, für das spezifische Ausmaß an Aggression und Hetze, wie sie im Internet erscheinen. Die Vorstellung von den Medien als Demokratiemaschine, von der Masseninformation als Garant der Aufklärung und der freiheitlichen Willensbildung ist ein grundlegender Irrtum.

 

- Was wäre eine ursprüngliche Öffentlichkeit?

 

- Haben Sie schon einmal im Sommer in einem Dorf die Stille der Mittagsstunde erfahren? Oder die, der Abenddämmerung? Darin kommt ein Bewusstsein des Ortes auf.

 

 - Eine Idylle. Es gibt aber nicht nur Dörfer.

 

- Kleinere Verbände können grössere Verbände bilden. Verbände von Verbänden. Die föderativen Systeme der Griechen haben den Gedanken der Demokratie überhaupt erst hervorgebracht. Die gewählten Vertreter der kleineren Verbände, wo jeder noch jeden kennt, wählen die Vertreter der grösseren Verbände, Deligierte. Sie bilden Wahlgremien, in denen wiederum jeder jeden kennt. So finden Entscheidungen ausschließlich auf der Basis der persönlichen Bekanntschaft und Begegnung statt. Unter Ausschluss der Massenmedien.

 

- Wie soll das gehen?

 

- Eine Utopie. Jedoch geschieht auf diese Weise die Urteilsfindung bei einigen Geschworenengerichten: Die Medien sind ausgeschlossen, so dass nur die aus der persönlichen Begegnung gewonnene Erfahrung zählt. Warum soll so etwas nicht auch auf ein föderatives System anwendbar sein?          

 

- Demokratie basiert letztlich auf dem guten Willen. Ebenso wie die Monarchie.

Fehlt der gute Wille dem Anderen gegenüber, gerät die Monarchie zur Tyrannei und die Demokratie zur Ochlokratie, zur Herrschaft der Masse. Diese sei, so Polybios, von Demokratie durch die Vorherrschaft von Habsucht und Gier zu unterscheiden.

 

 - Diese Eigenschaften aber, Habsucht und Gier, gelten, den Staatstheoretikern der Aufklärung zufolge, als Basis eines geregelten Staatswesens. So formulierte Kant sein Apodiktum von der Horde eigennütziger Teufel, die ohne es zu wissen und zu wollen, allein den Regelungen der Vernunft zum Erhalt des Eigennutzes folgend, den Staat und das Gemeinwohl schaffen. *

 

- Auch eine Maschine.

 

- Bereits Hobbes hatte im Sinne einer pragmatischen, gleichsam instrumentalen Regelung von der Staats-maschine gesprochen.

Bei einer Regelung des Gemeinwesens, basierend auf dem Motiv der Absicherung des Subjekts, ohne dass der andere, im Sinne der Nächstenliebe, als Gegenüber, als eine Person "wie Du" erkannt wird, muss sich die Regelung verselbständigen, als Staatsmaschine. Sie muss zum Regelungszwang werden.

Dies entspricht einer Kurzschließung der Phasen von Jungfrau und Skorpion, der Merkur-Pluto-Verbindung entsprechend, bei der das zwischenliegende Öffnungs-zeichen Waage, im Sinne der Gegenwart und der Erkenntnis des Gegenübers, ausgeschlossen ist. 

Nach der Lückenlehre ist bei der Verbindung zweier Zeichen über eine oder mehrere Phasen hinweg, die zwischenliegende Entwicklung verdrängt und kurzgeschlossen. Um diese geht es und sie muss ins Leben gebracht werden. 

Ansonsten kommt es zur Verselbständigung des Sachzwangs. Und diese ist es, die den modernen Staatskonstrukten innewohnt. 

Zugleich wird die Öffnung der Gegenwart durch die medial vermittelte, ortlose Spiegel-Öffentlichkeit ersetzt und damit durch den Meinungsdruck. Eine Öffentlichkeit, die keine ist, weil sie nicht Öffnung vermittelt. Sie ist die Spiegelung des Kollektivs. 

 

- Damit bildet die Regelung des Eigennutzes die philosophische Grundlage des modernen Staats. Demnach wären die aus der Aufklärung hervorgegangenen Staatsgebilde nicht Demokratien, sondern Ochlokratien?

 

- Eine Herrschaft der Masse. Thomas Hobbes der den Menschen als des Menschen Wolf  bezeichnete, favorisierte den Leviathan, unter dem er einen absoluten Herrscher verstand, der aufgrund seiner unbeschränkten Macht die Gesellschaft vereint. In der Buchdeckel-Illustration seines Werks wird der Körper des Leviathan aus der Masse der Menschen gebildet. Dieser Herrscher ist kein König, sondern eine Projektion des Kollektivs. >>

 

 

 - Dem solcherart strukturierten System eines Verhältnisses von Staat und Masse sind autonome, föderative Verbände, die aus den  Beziehungen der Individuen gewachsen sind, verdächtig. Deshalb trachtet es, die Bedeutung der Orte und ihrer gewachsenen Gemeinwesen zu neutralisieren, Polaritäten wie Unterschiede aufzuheben und die Individuen zu isolieren, ihr Aufwachsen und ihre Begegnung der kollektiven Regelung zuzuführen.

 

- Dies ganz konkret, wenn, etwa unter der forcierten Ansteckungsangst in der Corona-Krise, Begegnung möglichst über Bildschirme und digitale Medien stattfinden soll. Es versteht sich von selber, dass diese Politik von den solcherart favorisierten Medien unterstützt wird. 

Nur so erklärt sich, dass zehn Jahre nach dem Schweinegrippe-Skandal, dieselben Leute und dieselben Institute, die damals verantwortlich für falsche Gefahrenprognosen waren, die zum Einkauf von nutzlosen Impfstoffen im Wert einer Viertelmillarde Euro führten, und die bei den Geimpften zum Teil schwere Erkrankungen hervorriefen, im Corona-Jahr 2020 der Öffentlichkeit als allein richtungsweisende Autoritäten präsentiert werden.

Und wenn andererseits Dokumente ignoriert werden, aus denen hervorgeht, wie die Regierung beim Robert-Koch-Institut und anderen einschlägigen Gremien ausdrücklich ein Worst-Case-Szenario bestellte, auf dessen Basis "Maßnahmen präventiver und repressiver Natur " gerechtfertigt erscheinen würden und laut dem in Deutschland mehr als eine Million Menschen am Coronavirus sterben könnten, würde das gesellschaftliche Leben so weitergeführt wie vor der Pandemie. >>
Außer in einer einzigen Tageszeitung, der WELT, die den Sachverhalt aufgedeckt hatte, wurde er kaum veröffentlicht.
- In einschlägigen Filmen wird gerne vermittelt, wie die mediale Veröffentlichung eine verborgene Wahrheit ans Licht bringt, einen Skandal aufdeckt und ähnliches. Dies impliziert die Rede von der vierten Gewalt oder der Demokratiemaschine. Das Klischee, nach dem die mediale Öffentlichkeit es richtet ist indes der Irrtum der modernen Industriegesellschaft. Das Gegenteil ist der Fall 

 

- Nur so wird es möglich, eine mediale Parallelwelt zu oktroyieren, die mit der erlebten Wirklichkeit nichts mehr zu tun hat. Damit aber wird das Massenmedium zum eigentlich Bestimmenden.

 

- Der Wahn der politischen Instanzen und der Medien wird dabei keineswegs, wie von einzelnen Kritikern unterstellt, von einer Regelungswut und einem Machtrausch der einzelnen Personen getragen.

Wenn bei einer derartigen Gelegenheit Gremien und deren Vertreter bestrebt sind ihre Bedeutung hervorzuheben und ihre Macht auszubauen, geschieht dies nur im Fahrwasser einer Entwicklung, die letztlich apersonale Gründe hat, indem sie von einer Mechanik eines Staats ausgeht, in dem Eigennutz und Machtgier durch Regelung gebändigt werden sollen. 

Die Regelung, die damit als das letztlich Bestimmende des Gemeinwesens gilt, muß zum Monster werden. Sie muß sich zwangsläufig verselbstständigen und zum Regelungzwang werden. 

 

- Warum zwangsläufig?

 

- Nun, ein Automechaniker will Autos zusammen-schrauben, ein Tischler Möbel bauen - der Staat will regeln. Der Unterschied ist: Automechaniker und Tischler sind Personen - sie können sich auch für etwas anderes entscheiden. Oder gar nichts tun. Der Staat ist keine Person, sondern ein System. Ein System, das sich aus der Regelung der Machtgier konstituiert.  Daher sprach Hobbes von der Staatsmaschine. 

Und das Maschinenhafte tendiert immer zur Unbeweglichkeit, weil es Bewegung nicht als Eigenbewegung aus einem eigenen Anfang der Person heraus begreifen kann, sondern nur als mechanisch determiniert, als außenbestimmt. Die Verdrängung der Eigenbewegung muss irgendwann Ereignis werden. 

 

- Daher kann es bei einer Merkur-Pluto-Auslösung zu einer temporären Bewegungsunfähigkeit kommen. Man liegt im Gips, bemerkt Wolfgang Döbereiner zu dieser Verbindung.

 

- Im Horoskop der offiziellen Bekanntgabe der chinesischen Behörden zum Auftreten der neuen Virus-Erkrankung>> befinden sich Merkur, Sonne, Pluto und Saturn in Konjunktion am MC der Mittagshöhe.

 

 

- Die Bewegungseinschränkung ist die Erscheinung eines mechanistischen Selbstverständnisses. In diesem Sinne sind die staatlichen Maßnahmen der Bewegungseinschränkung in der Corona-Krise zu verstehen. Der Wahn ist eine folgerichtige Entwicklung der Industriegesellschaft und des mechanistisch-kausalen, von außen bewegten Menschenbildes auf dem der Wissenschaftsstaat basiert. Es ist die zum Ereignis gewordene inhärente Bewegungslosigkeit.

 

 

 

 

(C) Herbert Antonius Weiler, Februar, 2021